in memoriam Padre Alípio de Freitas 1929 - 2017
Der Journalist, Priester, Lehrer und Revolutionär Alípio de Freitas ist am 13. Juni 2017 in Lissabon verstorben. Er wurde 88 Jahre alt.
Seit den Neunzigern hatte er sich Alvito im Alentejo niedergelassen, er, der im Norden Portugals geboren und aufgewachsen war, und danach lange Jahre in Brasilien aktiv war und deshalb dort ab 1970 viele Jahre im Gefängnis unter dem Folter-Regime zubringen mußte, bevor er zunächst in Mocambique und dann wieder in Portugal lebte.
"Baía de Guanabara
Santa Cruz na fortaleza
Está preso Alípio de Freitas
Homem de grande firmeza"
... heißt es im Lied von José Afonso
Alipio de Freitas war tatsächlich ein Mann von großer moralischer Festigkeit: es war bis zu seinem Lebensende aktiv für die Landbevölkerung, für die Rechtlosen und Vergessenen: Er baute in den 60ern in Brasilien für die Ärmsten Strukturen der Selbstorganisation auf, gab Unterricht an der Universität, mußte nach Mexiko ins Exil, kehrte nach einer Ausbildung in Cuba zurück, war schließlich in der PRT (Arbeiterpartei Brasiliens) aktiv. Und schon vor dem II. Vatikanischen Konzil hielt er seine Messen auf Portugiesisch statt auf Latein.
Die Ungerechtigkeit, fehlende Chancen und die Brutalität der Unterdrückung gingen ihm schon in seiner Zeit als Priester in den Armenvierteln gegen den Strich. So wendete sich der Priester immer mehr dem aktiven Kampf zu, als er merkte, daß Beten alleine nichts gegen die Ungerechtigkeit hilft. Er gründete die ligas camponeses (Landarbeiter-Ligas), nahm an Landbesetzungen teil, half beim Aufbau clandestiner Strukturen.
Von 1970 bis 1979 war er politischer Gefangener, gefoltert, verhört, gefoltert. Fast 10 Jahre lang. Er brachte aus dem Gefängnis seine Schrift "Resistir é preciso" also "Widerstand ist nötig" mit, daß in Portugal vor einem Jahr als Buch wieder aufgelegt worden ist. Daß er zu den wenigen Menschen gehört, die aus einer solch traumatischen Situation ungebrochen ins Leben draußen zurückfand und weiter aktiv blieb, mag seinem festen Glauben zu verdanken sein: Er konnte sich auf die Schritte konzentrieren, die nach vorne weisen, und strahlte bis zum Schluß einen ruhigen und ansteckenden Optimismus aus.
Nach 1980 arbeitete er als Journalist für das portugiesische Fernsehen RTP. In dieser Zeit war er unter anderem aktiver Mitgründer des Weltsozialforums in Porto Alegre, desssen Motto "Um outro mundo é possível" - "eine andere Welt ist möglich" auch immer sein persönliches Motto blieb. In Portugal war er in der AJA (Associacao José Afonso) aktiv, und ohne ihn gäbe es die Casa do Brasil in Lissabon nicht.
In den letzten Jahren verließ ihn sein Augenlicht, schließlich wurde er stockblind, blieb aber weiterhin aktiv.
Zu seinem Begräbnis am 14.06.2017 in Alvito war neben dem anderen bekannten Ex-Padre und Freund Francisco Fanhais die gesamte aktive Linke des unteren Alentejos da, und aus Lissabon alle wichtigen Leute seiner Partei BE (Bloco de Esquerda).
...
In Deutschland war Alípio de Freitas kaum bekannt - aber wir alle verlieren mit ihm ein wichtiges Vorbild an Zugewandheit und Engagement. Wir trauern mit allen seinen engen Freunden, und mit seiner Tochter, der brasilianischen Sängerin Luanda Cozetti.
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