Dienstag, 30. Mai 2017

Vor 65 Jahren:
"Weil sie leben wollte wie ein Mensch, wurde sie erschlagen wir ein Tier" - so schrieb Bertold Brecht über ähnliche Terrorakte:

Am 19. Mai 1952 wurde Catarina Eufémia bei Baleizao erschossen.
Die Landarbeiterin hatte sich mit anderen Tagelöhnerinnen frühmorgens versammelt, um ein paar mehr Cent Lohn zu fordern.
Es waren die Zeiten, wo die Arbeitszeit auf dem Feld von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ging. Dazu kam je noch der lange Weg zum Acker des Grundherrn und zurück. Zum Schlaf blieben im Sommer manchmal nur 4 Stunden. Die junge Mutter Catarina kam aus Selmes, heißt es.

Frauen wurden noch um einiges geringer entlohnt als Männer, und bei denen war die Bezahlung auch sehr knapp - keiner konnte etwas zur Seite legen für die Wintermonate oder  Krankheitstage.

Die GNR, die vom Verwalter des Monte do Olival gerufen wurde, schoß einfach in die Menge!

"Der Alentejo sah Catarinas Geburt und Baleizão sah sie sterben" ... Anfang der siebziger Jahre komponiert der Cantautor José Afonso für Catarina Eufémia das ergreifend melodische Lied Cantar Alentejano . Das Lied wird 1971 auch in seine LP "Cantigas de Maio" mit aufgenommen, zusammen mit dem berühmten Grandola Vila Morena.


Baleizao Ende der siebziger Jahre - Foto: Frieder Bauer


Baleizão, das Dorf im "vergessenen Alentejo" zwischen Beja und Serpa, widmete ihr 2015 ein Mural. Und im unteren Dorfteil gibt es auch ein sehr schöne Büste der jungen Frau auf dem zentralen Kreisel. Die Stelle, wo sie erschossen wurde, wurde nach der Nelken-Revolution als Gedenkort hergerichtet.
Dies Memorial steht für alle Toten der Kämpfe für gerechten Lohn der Landarbeit im Alentejo.


Freitag, 26. Mai 2017

Gazpacho português

... Caspacho ... Gazpacho ...

ist ein altes spanisches Wort. Zur Zeit Columbus' bezeichnete man damit eine einfache kalte Brotsuppe aus Knoblauch, Salz, Essig und Kräutern. Die arabische Küche verfeinert den gazpacho  mit Mandelsplittern
Im Sommer gibt es ihn auch im Alentejo, da wird er in den Restaurants gerne mit frisch gegrillten  Carapaus (einem Fisch ähnlich wie die Sardine) angeboten.

Und olha, pà: gazpacho war schon den Römern bekannt.
caspa hieß ein Brotstückchen im Volkslatein.

Und an so einem schönen, sommerlichen Tag wie heute bin ich schon beim Schnippeln:



♣ ♣ ♣

Gaspacho português / Vinagrada:

1 Gurke (pepino)
3 Tomaten (tomates)
1 kleine Zwiebel, fein geschnitten (cebola)
(bzw. auf Wunsch 2 Zehen Knoblauch, dentes de alho, gepresst)
½ bis 1 Paprika (Pimento)
1 l kaltes Wasser (água fria)
1 kl Glas Essig (Vinagre)
100g Bauern-Weißbrot vom Vortag (sopas de pao)
Oregano und Olivenöl (oregões e azeite)

Die Gemüse werden im Alentejo gewürfelt, also nicht püriert wie bei der spanischen Variante.
Der Gaspacho muß im Kühlschrank schön kalt werden.
Für das Kühlen sollten 3 Std einrerechnet werden
Man kann die Kühlung gut durch die Zugabe von Eiswürfeln beschleunigen. 
Das alte Weißbrot wird in dünne Scheiben, "sopas", geschnitten zu der Suppe gereicht, 
man legt sie unten in den Teller und füllt dann erst ein.


Wer so einen Gaspacho lieber opak möchte und dafür
enthäutete pürierte Tomaten hinzufügt, hat die Variante Tomatada gezaubert!

Bom aproveito!

Montag, 8. Mai 2017

Olivenöldegustation 

Eine Olivenölverkostung ist ein besonderes Erlebnis!


Über Salat oder über geschmortem Gemüse kennen wir es, Frischkäse genießen wir, in Olivenöl gebadet, vielleicht haben wir sein Aroma auch schon als Kontrast zu Orangen beim Dessert genossen, oder mit Pfeffer und Kräutern gewürzt als Dip zu Weißbrotscheiben.
Aber in unserem Alltag schmecken wir das Olivenöl fast nie pur und nackig.

Was ist eine Olivenölverkostung? Das Probieren von maximal fünf Sorten Öl, hintereinander. Sonst nichts. Konzentration. Schwenken, Riechen, im Gaumen wirken Lassen, Verkosten. Eine Degustation verläuft ähnlich wie beim Wein. Pur werden die Öle probiert, und vor allem ohne Weißbrot. Denn mit knusprigem Baguette schmeckt fast jedes Öl.

Bei mir lernen die Teilnehmenden, ihre Geschmacksnerven bewußt wahrzunehmen und ihrem Geschmack zu vertrauen. Meine Gäste bekommen zum Olivenöl Äpfelchen gereicht, kein Weißbrot. Als Erfrischung der Mundhöhle zwischen dem öligen Genuß sind Äpfel schlicht wunderbar!

Mein Ziel ist nicht eine Verkaufsveranstaltung.
Das Olivenöl kennenzulernen und sein Genuß stehen im Mittelpunkt.

Nebenher erzähle ich bei einer Degustation von der Geschichte des Oliven-Anbaus seit der Antike. Die unglaubliche Varietät der Sorten in der Anbauländern Italien, Griechenland, Spanien und Portugal wird vorgestellt, die Gefahren durch Fliege und Pilze. Ich gebe Hintergrundinformationen zur aktuellen EG-Gesetzgebung und referiere in diesem Zusammenhang über die unglaublichen Möglichkeiten, dies gesunde Naturprodukt zu fälschen, zu verschneiden und umzuetikettieren, Möglichkeiten, die es leider wegen der schwammigen Gesetzgebung und zu seltenen Kontrollen gibt. Fälschungen generieren einen hohen Profit, der sogar die Drogenmafia auf die Möglichkeiten der Oliven-Branche aufmerksam gemacht hat, wie es Tom Mueller recherchiert hat in seinem Buchklassiker: "Extra Vergine - die erhabene und skandalöse Welt des Olivenöls"  . Für aktuelle Informationen eignet sich auch gut der Blog des Journalisten und Krimiautors
 Tom Hillenbrand !


Kontakt für eine Degustationsveranstaltung mit mir, und für mehr Informationen:
mail (a) marmello.de  Ich gebe Ihnen gerne noch mehr Informationen!