Samstag, 30. Dezember 2017

Castelo de Beja


Jedes der Städtchen und Dörfer des Alentejo hat im Cante Alentejano eine Hymne. Die von Beja bezieht sich auf seine Burg (Castelo) und den Bergfried (Lidador) dieser Burg, der wirklich einen wunderbar weiten Rundblick bis Vidigueira, Moura und Serpa erlaubt.


O meu coração                Mein Herz, oh
Anda adivinhando           es klopft und fürchtet
Que há-de morrer cedo    ich müßte früh sterben
Que há-de morrer cedo    und wüßte nicht wann.
Mas não sabe quando


Castelo de Beja                 Du Burg von Beja
Subindo lá vai                   ragst stolz hinauf
Tu metes inveja                 Du machst die Adler
Castelo de Beja                 da oben neidisch
Às águias reais


Às águias reais                Die Königsadler
Tu metes inveja               die machst Du neidisch
Subindo lá vai                  ragst stolz hinauf
Subindo lá vai               
Du, Burg von Beja
Castelo de Beja   

Se eu tivesse amores   Wenn ich Frauen hätt'   Que me têm dado        ein ganzes Haus tät ich,
Enchia uma casa        
bis hinauf zum Dach,
Enchia uma casa         füllen mit Kindern
Até ao telhado
           

Castelo de Beja
Subindo lá vai
Tu metes inveja
Castelo de Beja
Às águias reais
Às águias reais
Tu metes inveja
Subindo lá vai
Subindo lá vai

Castelo de Beja
Porta do Castelo -Eingangstor

Eu hei de ir, hei de ir.      Jetzt muß ich gehn

Eu hei de ir andando.      fort muß ich ziehen
Tu hás de ficar,                Und Du mußt bleiben
Tu hás de ficar,                und weinst zuhaus'
Em casa chorando.

Castelo de Beja,
Subindo lá vais.
Tu metes inveja,
Castelo de Beja,
Às Águias reais.

Às Águias reais,
Tu metes inveja.
Subindo lá vais,
Subindo lá vais,

Castelo de Beja.



Minha terra é Beja,           Meine Heimal ist Beja
Não posso negar.              so einfach ist das
Todos me conhecem,        und alle kennen mich
Todos me conhecem,        durch meinen Gesang                       
Pelo meu cantar.                          
                                                            
....an jedem Stein
Steinmetz-Zeichen...
Eine Besonderheit im Lidador von Beja sind seine Steinmetz-Zeichen:An jedem Stein hat der Handwerker, der ihn behauen hat, seine jeweilige Signatur hinterlassen, Besonders  in den Innenräumen und in der Wendeltreppe bei schräg stehendem Licht kann man diese Zeichen sehen und ertasten.


Neben seiner Eigenschaft, der höchste Burgturm Portugals zu sein, prägen den Lidador de Beja seine klassische Eleganz und seine besondere Masse: er hat 44m Höhe und 44m Umfang. Dieser elegante Turm macht tatsächlich den Königsadler neidisch, wie es im Lied heißt.


 #bejamerece+ #fritzis.marmello.reisen

Mit Marmello-Reisen steigen sie zu seiner höchsten Brustwehr, und vielleicht gibt es auch einen nächtlichen Besuch?


castelodebeja noite bejamerece+

Samstag, 25. November 2017

Das Denkmal für den unbekannten politischen Gefangenen in Beja

Foto: André Boto (2007) für Postkartenserie ©ADP Beja

O Monumento ao Preso Politico Desconhecido em Beja



den Schriftstellern Ahmet und Mehmet Altan gewidmet
und den vielen unbekannten politischen Gefangenen in der Türkei.
 

Mein Liebling unter meinen Lieblingsskulpturen steht in Beja: O Monumento ao Preso Politico Desconhecido: Das "Denkmal für den unbekannten politischen Gefangenen" von Jorge Vieira.


Jorge Vieira wurde 1922 in Lissabon geboren. Seine Jugendzeit war in Portugal geprägt von einer großen Wertschätzung für Künstler, das Secretariado de Propaganda Nacional förderte mit Blick auf die Wahrnehmung Portugals im Ausland die einheimischen Künstler großzügig. Vieira kann Kurse bei Henry Moore an der Slade School of London  besuchen und beendete seine akademische Ausbildung schließlich an der Escola Superior de Belas Artes in Lissabon.

Jorge Vieira arbeitete vor allem mit den Materialien Eisen und Terracotta. Es gibt übermannshohe Werke von ihm, aber auch Miniaturen, Vorzeichnungen und auch eigenständige grafische Werke, die faszinieren. 

In den fünfziger Jahren erhält Vieira die "Ehrenhafte Nennung" ("menção honorosa") beim Wettbewerb zum Thema "Monument für einen unbekannten politischen Gefangenen"- Die prämierte Skulptur wird in der Tate Gallery ausgestellt und auch auf der Kunstbiennale in São Paulo. Danach verschwindet sie Skulptur aus der Öffentlichkeit.
Detail

1964 wird dem Künstler aus politischen Gründen die Erziehungserlaubnis entzogen. Vieira zieht in die Provinz und entdeckt den Alentejo.
Von dieser sehr ländlichen Region und seinen Menschen begeistert, vermacht Jorge Vieira schon zu seinen Lebzeiten sein Werk der Stadt Beja im unteren Alentejo, die, wie er selber sagte, "zweite Heimat" wurde.

Das Denkmal für den unbekannten politischen Gefangenen wird - endlich - 1994 in Beja öffentlich aufgestellt: Auf dem zentralen großen Verkehrsrondell am Stadteingang wird die Skulptur eingeweiht und begrüßt dort alle Besucher aus Lissabon und Évora.
Auf diesem Verkehrskreisel mußte Vieiras Skulptur mittlerweile einem grottenhäßliches Betonmöbel weichen, das der Airbase Beja gewidmet ist.

Jetzt steht das Denkmal auf dem Platz vor dem als Pousada genutzten ehemaligen Convento São Francisco.
.. immer wieder bedroht!
In der Rua do Touro 33 in der Altstadt von Beja befindet sich seit 1995 das sehr sehenswerte keine Museu Jorge Vieira, das vor allem seine Arbeiten in Terrakotta vereint.

Für die EXPO Lissabon 1998 hat Jorge Vieira noch einige witzige Figuren wie den Homem-Sol und Schattenmuster für den Parque de Naçoes entwerfen können, bevor er 1998 in Évora starb.

In der Casa dos Bicos, dem Haus für Leben und Werk des Schriftstellers José Saramago in Lissabon, ist eine besonders schöne Büste Vieiras von Saramago zu sehen.  Dieser Link zeigt den Portraitkopf, umarmt von Saramagos Lebensgefährtin, der Journalitin Pilar del Rio.

Im Alentejo stehen weitere öffentliche Werke: Monumento à Liberdade in Grandola, Escultura in Redondo und Monumento ao Mineiro in Aljustrel.



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ADP Associação Defesa do Patrimonio, Beja: www.adpbeja.pt 
Beja merece +!
 
Fotograf André Boto: www.andreboto.com












Samstag, 11. November 2017

Bolotas - Eicheln





Bolotas: Eicheln schmecken fast so gut wie Maroni!


Wer jetzt im Oktober und November im Alentejo unterwegs ist, braucht nicht viel an Picknick mitzunehmen. Wir laufen durch die 'Montados', die hiesigen Eichenmischwälder, und müssen uns hin und wieder bücken, klauben uns ein paar glatte Eicheln oder vier oder fünf auf, beissen die Spitze ab um zu kosten, ob die Eichel zu bitter ist (eine solche läßt man liegen) und knabbern die milderen, nachdem wir sie geschält haben, wie eine "Nuß".
Gestern hab ich mit den Kindern Eicheln gesammelt und gegessen, nun, also jaja, die Kinder haben mehr gesammelt, und ich mehr gegessen ...

Wem die Bitterstoffe auch bei den milden hiesigen Sorten zu stark sind, der schäle die Eicheln und wässere sie wie Stockfisch in immer wieder frisch gewechseltem Wasser, bis das Wasser klar bleibt: danach kann die Nuß statt Kartoffeln mit in den Eintopf, oder sie wird getrocknet, um Eichelmehl daraus zu gewinnen. Im Museum von Barrancos habe ich eine alte Eichelmühle gesehen.



Man kann also durchaus mehr daraus machen, als den Erzählungen der deutschen Großmütter aus dem letzten Weltkrieg zu entnehmen ist, als Eicheln geröstet wurden, um einen Ersatzkaffee daraus zuzubereiten.

Gerüchte und Vorurteile sagen, Eicheln seien giftig. Nun, bei sehr gierigem Verzehr von hunderten Eicheln mag die Wirkung nicht so gesund sein. Aber gerade die Bitterstoffe halten uns ja vom übermäßigen Verzehr ab!
Die Eiche ist eben ein "heiliger Baum" aus uralten Zeiten, nicht weil die germanische Flagge auf ihm wächst, sondern, weil er Laub gibt als Matratzenfüllung, Holz zum Hüttenbau und eben die Eicheln als glutenfreies Nahrungsmittel mit pflanzlichen Proteinen.

Heute werden Eicheln gern indirekt, durch den Magen des hiesigen schwarzen Schweinchens gegessen: das Schwarze Schwein, Porco Preto, eine kleine dunkelgraue Schweinerasse aus dem Alentejo und der Estremadura Spaniens, wird zur Mast in lichte Steineichenwälder (Montados) getrieben. Montados gibt es nur noch in den Hügeln am Ende der Welt, auf der linken Seite des Guadiana, der Margem Esquerda, dort, wo das Land zu steil und zu unfruchtbar ist für den modernen intensiven Anbau.

Die kleine feine Marmeladenfabrik "Doces Candeias" in Vila Nova São Bento hat aus diesem uralten Nahrungsmittel einen wunderbaren modernen Brotaufstrich entwickelt: "Doce de Bolota", aus Eichelmehl köstlich verfeinert mit ein bißchen Kokos und einem Hauch Schokolade.



Reisen mit Marmello führen durch die Landschaft der Montados des Baixo Alentejo und wir besuchen gern auch diese Marmeladenmanufaktur!



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PS.: Wer Interesse an Eichelmehl und neuen wie alten Produkten aus Eicheln hat, kann sich an einen Bio-Hof im Landkreis Montemor-o-Novo (Mittlerer Alentejo) wenden, dessen hier abgebildete Paté de Bolota ist köstlich: herdadedofreixodomeio.com






Montag, 30. Oktober 2017

#medronho

m e d r o n h o


ahhh ja, Medronho! Der stärkste Schnaps Europas. Er wird aus den Früchten des Erdbeerbaums gebrannt. Jetzt blüht er wieder, der Medronheiro!


Der Erdbeerbaum ist ein seltsamer zwei bis etwa drei Meter hoher buschiger immergrüner Strauch, der das Jahr über unscheinbar bleibt, aber dann ab Mitte Oktober bis Mitte Februar gleichzeitig blüht und Früchte trägt.   Mit den Heidekrautgewächsen ("Erika") ist er verwandt. Arbutus unedo, wie der "westliche Erdbeerbaum" botanisch heißt, wächst in der Serra zwischen Algarve und Alentejo, aber laut Karten auf der gesamten iberischen Halbinsel außer in deren Zentrum, an der Küste Süditaliens, auf Sardinien und Sizilien, in Griechenland ...

#Medronho: Feira de Medronho Sao Barnabé
Die Blüten ähneln denen von Heidelbeeren, die Früchte sind kugelrund, erst weißlich-gelb, dann gelb-orange und zum Schluß erdbeerrot und haben etwa 2 cm Durchmesser. Das sieht sehr, sehr hübsch aus im Winter!

Die Früchte müssen in der Erntezeit sorgfältig abgeerntet werden, die Leute der Serra gehen jeden dritten Tag zu den Bäumen ihrer Gegend hin und holen die frisch gereiften. 




Es gibt viele Gerüchte um den Medronho, es soll recht gefährlich sein ihn zu trinken. Auch von den Früchten des Erdbeerbaums soll mer lieber nur ganz wenige probieren, heißt es. Sie gären sehr schnell, und können vielleicht schon im Bauch Alkohol produzieren?
Man muß aber deshalb jedoch nicht auf Medronho aus großen industriellen Schnapsfabriken ausweichen, um sicher zu sein. Ich rate davon sogar ab, denn - der schmeckt nicht. Das ist wie bei Wacholderschnaps. Wenn man Gin mal aus artesanaler Produktion gekostet hat, nimmt man zum pur Trinken nur noch diesen und den anderen nur noch für Mischgetränke mit Coca-Cola.

Ich selber kaufe von kleinen Distillerien aus der Serra, deren Produkte in lokalen Cafés oder in den Artesanato-Läden von Mértola oder Alcoutim angeboten werden, auch in Almodôvar gibt es sehr guten Medronho und, natürlich, im "Museo de Medronho". Diese Flaschen haben Etiketten mit dem Namen der Produzenten, der Seriennummer des Brands etc. 









Im Alentejo gibt es jetzt auch ein Museum über diesen Strauch des westlichen Mittelmeerraums: Das Museum in Alqueva ist ein privates Museum und liegt am Rand von Alqueva, dem Dorf, nach dem der größte Stausee Europas heißt. Dort habe ich erfahren, daß auch auf Sizilien und in Griechenland Schnaps wie der portugiesische Medronho gebrannt wird. In Italien soll es den Brauch gegeben haben, Kindern die Früchten als "Bonbon" zu Neujahr oder Dreikönig zu geben. Man kann diese "Erdbeeren", die auch auf einigen Bildern von Hieronymus Bosch dargestellt sind, eben auch undestilliert essen!

Dies Museum in Alqueva brennt seinen Medronho aus den Früchten von extra gezüchteten Pflanzen von der Herdade de Monte Santos, zu dem das Museum gehört. Man kann sich den Keller mit dem Lager und den riesigen Edelstahl-Brennkesseln anschauen. Die Früchte werden dauernd chemisch überwacht und kommen von kontrollierten identischen Pflanzen ihrer Baumschule. Es gibt dort in der loja neben Medronho-Schnaps auch Likör vom Erdbeerbaum und für Abstinenzler Marmelade von seinen Früchten. 
#Medronho artesanal, aus kleinen Destillen
Manchmal findet man auf Märkten oder im 'Continente' auch Medronho-Honig, der ist etwa so bitter wie unser Kastanienhonig.


Yo, saúde (Prost) ... und zum Schluß das Wort eines Großdichters:

Der Erdbeerbaum blüht jetzt wieder, indem seine letzten Früchte reif werden, und ebenso zeigt sich der Orangenbaum mit Blüthen, halb und ganz reifen Früchten ..... Über die Cypresse, den respectabelsten Baum, wenn er recht alt und gut gewachsen ist, gibt's genug zu denken. ...
Überhaupt ist mit dem neuen Leben, das einem nachdenkenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewährt, nichts zu vergleichen. Ob ich immer gleich noch derselbe bin, so mein' ich bis aufs innerste Knochenmark verändert zu seyn."


Im Baixo Alentejo wachsen sie gerne auf magerem Boden
Verbreitungsgebiet Medronheiros laut Karte im Museu do Medronho





















Dies schrieb Johann Wolfgang Goethe am 2. Dezember 1786, über seine Spaziergänge bei Rom.
Wer hätte gedacht, daß ich je ein Goethewort fände, das als Motto für meine Marmello-Reisen passt!

                                                                                                  Fritzi, 29.Oktober 2017











Sonntag, 8. Oktober 2017


Vinho de Talha 

der portugiesische "Amphoren-Wein"


Vila de Frades 
já não tem abades
mas tem adegas 
que são catedrais
                                                         Die Stadt der "Klosterbrüder"
                                                         hat längst keine Äbte mehr
                                                         aber ihre Weinkeller
                                                         sind wahre Kathedralen

Wie die ganze Gegend um Vidigueira herum ist auch das Städtchen Vila de Frades im unteren Alentejo schon seit Jahrhunderten berühmt für guten Wein. Vor allem die Weißweinsorten Antão Vaz, Arinto und Perrum gedeihen hier hervorragend.



Was Vila de Frades von den Nachbardörfern und -städtchen unterscheidet, sind seine Adegas (Weinkeller), die ihren Wein noch genau so keltern, wie man es schon in der Antike machte: in großen Tonkrügen, Amphoren. Der Geruch in so einer kleinen kühlen Adega mit 5 oder 9 Tonkrügen, den "talhas", ist fantastisch! Diese Tonkrüge sind oben 30 bis 40 cm weit offen und haben nicht die schlanke klassische Amphorenform, die von den Römern lieber für den Transport genommen wurde, da ihr schmaler Hals sich besser verschließen ließ. 



 
 

  



Die Talhas zur Weinherstellung haben hier eine bauchige Form, sie sind innen glasiert und 1,50 bis 1,80 m hoch. Es gibt auch noch größere Töpfe, die sind in gleicher Form, aber aus Beton gegossen und können 2 m und höher sein.
 


Die Trauben werden ganz gekeltert, mit ihren Schalen, die als Geschmacksgeber und Oxidationsschutz dienen und zum Schluß als Filter. Die Flüssigkeit mitsamt den Schalen muß täglich mindestens zwei Mal umgerührt werden, eine schwere Arbeit, für die der Weinbauer auf die Leiter (siehe die Fotos unten) steigen und mit dem langen Stecken die sich absetzende Masse aufrühren muß.


Am Martinstag wird der Tonkrug unten wie ein Bierfaß angezapft, und ein sehr bekömmlicher einfacher feiner Wein läuft in die Schale. 


Da die Leute von Vila de Frades keinen blassen Wein mögen, wird traditionell auf einem Weinberg mit weißen Trauben meist eine Reihe Rotwein dazugepflanzt, die Trauben werden gemeinsam geerntet und gekeltert. Das ergibt die leicht orange-goldene Farbe, von der der traditionelle Wein den Namen "pitrol" erhalten hat, eine Verballhornung vom Wort Petroleum, das lange Zeit das Lampenöl in den Häusern und Werkstätten war.



Heute gibt es auch reine Rotweine, die in Talhas gereift sind. In Vila de Frades zeigen kleine Kacheln die Türen oder Garagentore an, hinter denen sich eine der alten Keltereien versteckt. Von über hundert Adegas in den fünfziger Jahren sind immerhin noch 12 bis 15 in Funktion, meist für den Eigenbedarf.
Und der Vinho de Talha wird bekannter: Ein paar der jungen Winzer auf den neuen Gütern wie Herdade de Rocim verkaufen weißen und roten "Amphora" schon nach Deutschland (zum Beispiel bei Rosário & Prange Weinhandel, Köln) und auch die Cooperative von Vidigueira, Cuba und Alvito wird wieder Wein auf die dieser lokalen Tradition fördern.


Dem "Amphorenwein" Vinho de Talha gewidmet ist das Weinfest Vitifrades in Vila de Frades Anfang Dezember, dies Jahr vom 8.12.-10.12.2017. Sejam bemvindos!




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marmello-reisen bedankt sich herzlich bei dem Lokalhistoriker und Autor Desidério Lucas do Ô für die Erläuterungen.







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Freitag, 25. August 2017

Alqueva oder Der Umbau der Landwirtschaft.



Der Alentejo war jahrhundertelang eine von semi-arider Landwirtschaft geprägte Gegend, denn die Sommer sind schon lange eine durchgehend trockene Jahreszeit. Es herrscht hier eher afrikanisches Wetter mit einer großen Regenzeit von November bis Januar und einer kleinen Regenzeit im April.

Die alte Kultur hieß "Montado", lichte Steineichenwälter, unter denen Schafe grasen konnten,
und in der Nähe der Dörfer, als es noch das Regime der Allmende (portugiesisch: Báldios) gab, wurden Dinkel und Wein unter den Bäumen gepflanzt, auch Ölbäume standen rings um die Ansiedlungen. Schäfer kamen jedes Jahr mit ihren Herden weither aus dem Norden. Die Hortas, die Gemüsegärtchen für das frische Gemüse, Bohnen und Kohl, lagen außerhalb der Dörfer in feuchteren Senken, oder um Brunnen herum. Um diese kleinen Gärtchen herum waren die einzigen Zäune des Alentejo gezogen, selbstgebastelt aus Röhricht, gegen den Verbiß der Hasen und der Schafe. Die Landschaft sonst war, ob genutzt oder nicht, überall frei zugänglich.

Die erste große Veränderung kam unter Salazar mit der Losung, den Alentejo zur portugiesischen Kornkammer zu machen. In den 30ern und den 50ern wurden auf vielen für die Mechanisierung der Landwirtschaft tauglichen Flächen die Bäume gefällt. Nur die hügeligeren Gebiete zwischen Vila de Frades und Alvito beispielsweise blieben von dieser Entwicklung verschont. Aber auch in diesen Zeiten gab es weit und breit noch keine Zäune! Weizen wechselte mit Sonnenblumen und einer Brache (mit Leguminosen) bis in die achtziger Jahre in einer Dreifelderwirtschaft.

Jetzt ändert sich der Anblick des Alentejo wieder grundsätzlich: Statt Weizenfeldern und Sonnenblumen gibt es immer mehr Bäume - ist doch schön, oder?!

Leider stehen die Bäume preußischer als die Preußen in Reihen und haben keinen Platz mehr, sich zu den knorrigen Individuen zu entwickeln, die wir mit dem Worten Ölbaum und Olivenhain verbinden. Die kleinen Hecken zwischen den Plantagen sind verschwunden, und auch das Unkraut am Wegrand. Es sieht schlimmer aus als die Fichtenplantagen im Taunus.
Bekamen die jungen Bäume vor 10 Jahren in ihren Plantagen noch 5 m Anstand zum nächsten "Kollegen", so stehen die jüngsten Pflänzchen jetzt in 60 cm Abstand!

Was bedeutet das!?

Die neuen Plantagen werden nur noch für 10 Jahre gepflanzt. Die kleinen Bäumchen wachsen zu mechanisch gut pflückbaren Spalier-Hecken zusammen und sollen schon im dritten Jahr statt im siebten gut tragen. Sobald die Hecken zu dicht sind, und die Bäume auch wegen der Beschleunigung ihres Wachstums (mit Wasser und Dünger) ausgelaugt sind, werden sie wieder herausgerissen und durch eine Neupflanzung ersetzt. Diese Art Landwirtschaft ist mehr als hyperintensiv. Man muß davon ausgehen, daß der Boden nach spätestens anderthalb Perioden komplett ausgelaugt sein wird und danach nur noch eine Art Open-Air-Hydrokultur funktionieren wird, bei der sämtliche Nährstoffe zugeführt werden müssen.

Gleichzeitig wird so eine Monokultur immer empfindlicher, es sind ja genetisch identische Bäumchen in jeder Plantage und identische auch beim Nachbarn! Man braucht immer mehr Pflanzenschutz, immer mehr chemische Hilfsmittel, die nicht mit der nötigen Vorsicht (wie beim integrierten Landbau) sondern prophylaktisch, zu oft, in zu großen Mengen und bei falschem Wetter ausgebracht werden.

Schon jetzt verschwinden mit dem Wechsel der Fruchtfolge die vielen Kleinlebewesen, die im Alentejo früher nur so wimmelten, und vor allem spürbar: die Vögel! Selbst die Jäger beschweren sich inzwischen über den Rückgang bejagbaren Federviehs .... Eine solche Landwirtschaft macht sogar aus Olivenpflanzungen ausgestorbene Gegenden, wie man sie sonst nur in Eukalyptusplantagen findet.

Donnerstag, 10. August 2017

Dieser Blogeintrag ist ausnahmsweise nicht dem Alentejo, sondern den Eltern der Spaziergangswissenschaft (Promenadologie) gewidmet: 

Annemarie und Lucius Burckhardt


Ein paar Aquarelle des gebürtigen Schweizers Lucius Burckhardt (1925 - 2003) werden derzeit noch in Kassel auf der dokumenta14 gezeigt. Obwohl Lucius Burckhardt und seine Frau, die Künstlerin Annemarie (geb. Wackernagel, 1930–2012), sowie Bertram Weißhaar nur wenigen Spezialisten aus dem Bereich Landschaftsplanung und Stadtplanung bekannt sein dürften, haben ihre Arbeit, ihre Fragen, Interventionen und Aktionen von der Gesamthochschule Kassel aus eine große Wirkung in unseren Alltag gezeitigt: In Frankfurt beispielsweise ist die offene Gestaltung des BUGA-Geländes und des Grüngürtels, und auch die Ampelschaltung, die es uns seit ein paar Jahren erlaubt, den Anlagering vom Literaturhaus bis zum Nizza durchgehend unter Bäumen und ohne Abstieg in dunkle gekachelte Unterführungen entlanggehen oder -radeln zu können, dem direkten und indirekten Einfluß der Burckhardts zu verdanken!


Wir erheben also jetzt ein gutes Gläschen mit portugiesischem Wein ihnen zu Ehren und halten kurz inne.

Was ist Spaziergangswissenschaft?

Die Spaziergangswissenschaft ist die Hornisse in der tradierten emsigen Architektur und wabenartigen Stadtentwicklung. Lucius Burckhardt und Annemarie haben die Promenadologie mit ihren Studenten in Kassel als Gegenentwurf gegen das gebaute 'Unbewohnbarkeit' der Städte in den 70er, 80er und 90er Jahren entwickelt.

Vielleicht passt zu ihrer Herangehensweise als Schlagwort die Porosität, ein Zauberwort der Stadtbeschreibung, das von Walter Benjamin, einem der beganadeten Stadt-Spaziergänger des 20. Jahrhunderts, verwendet wurde.

Es geht im Gegensatz zur Planung fester Zuordnungen der Nutzung städtischer oder ländlicher Räume um das bewußte Durchlässigkeit, und das Offenlassen für die Nutzer. Es geht um den Wechsel des Blickwinkels. Es geht um die Poesie des Gehens. Es geht um Fragen statt um Antworten.
Was ist Landschaft? Was macht eine Straße lebendig, warum ist eine andere Straße trotz vielen Verkehrs wie tot? Ist Landschaft schön? Warum?

Ausgehend von soziologischen Fragen zu Urbanismus haben die Burckhardts das Gehen zu Fuß ins Zentrum der Erkenntnisgewinnung gestellt und den Menschen, wenn er denn will, wieder aus der dem blechernen Projektil Auto befreit.
Außerdem gehörten sie zu den Leuten, für die ein 'Denken für sich alleine' nicht viel taugt, sie befanden sich immer aktiv im Dialog mit anderen, Studenten, Freunden, großen und kleinen Gruppen. Nachdenken und Erkenntnis war für sie eine gelebte kollektive Tätigkeit, wie es aus einer anderen Weltecke der Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka als essenziell für seine Produktion beschreibt.

Papoilas á beira do caminho - Mohnblumen am Wegrand

Meine Alentejo-Reisen mit marmello sind freilich auch von der Philosophie der Promenadologen und vom Cloudspotting inspiriert.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Zambujeiro - der wilde Ölbaum

Zambujeiro, Zambujo oder Zambujeira ist ein häufiger Ortsname in Portugal, man denke an das hübsche Fischerdorf Zambujeira do Mar an der alentejanischen Westküste mit seinem riesigen Musikfestival und an viele andere kleine Orte im Land.
Es einige Zeit gedauert, bis mir klar wurde, daß dies Wort einen Baum bezeichnet: die wilde Olive.

Der wilde Ölbaum vermehrt sich im Gegensatz zu allen gezüchteten Sorten geschlechtlich, also durch Samen. Jeder Baum ist deshalb genetisch ein bißchen vom anderen unterschieden. Aber seine Frucht, eine winzige "Wildolive", ist unglaublich bitter. Deshalb wurden bereits in der Antike - seit 4000 Jahren - mildere und ölhaltigere Sorten gezüchtet.*)

tausendjähriger Zambujeiro, mit Gama gepropft, Umfang 9 m

Die gezüchteten Ölbaumsorten, aus denen Olivenöl gewonnen wird, sind alle innerhalb ihrer Sorte genetisch identisch. Sie werden mit Ablegern gezogen, wachsen also nicht aus befruchteten Kernen. Falls doch mal ein befruchteter Kern keimt, so wächst daraus nicht etwa eine Kreuzung der Sorten der "Elternbäume", sondern eine Art zurückverwandelter Zambujeiro, wieder eine Wildform.


tausendjähriger Zambujeiro, mit Cordovil gepropft


Bis in jüngster Zeit wurde der Zambujeiro gerne als resistente Unterpflanze genommen und mit Zweigen der gewünschten Sorte gepropft, sobald er groß genug war. Das läßt sich an älteren Bäumen an den Knubbeln erkennen, die so etwa 1/2 Meter über dem Boden vor der Verzweigung an den Propfstellen gewachsen sind. Man kann wie bei Äpfeln auf diese Weise auch mal zwei Sorten auf einen Stamm aufpropfen.

Heute werden die Setzlinge fertig geliefert, aber noch zu Beginn der 2000er Jahre habe ich selbst erlebt, wie aus Zweigen Ableger gwurden: Der Gärtner suchte sich einen guten festen Zweig der gewünschten Sorte, oder ließ sich einen schenken, steckte den einfach in die Erde, goß ein bißchen, und der Zweig trieb übers jahr tatsächlich dort Wurzeln und Zweige und wuchs zu einem neuen Ölbaum heran, außer, der Gärtner befand im Jahr darauf, daß eine der Pflanzen "nao presta", nichts tauge, diesen Zweig herausriß und es mit einem neu geschnittenen Ableger versuchte.

Früher bekamen die Ölbäume nur in den ersten kritischen Jahren in heißen Sommern Wasser, bis ihre Wurzeln tief genug gründeten. Heute sind alle Plantegen an künstliche Bewässerung angeschlossen und geben dickere Früchte.



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*) siehe die römischen Sorten, die Cato erwähnt - in meinem Post vom 20.04.17.

Mittwoch, 26. Juli 2017

in memoriam Padre Alípio de Freitas 1929 - 2017


Der Journalist, Priester, Lehrer und Revolutionär Alípio de Freitas ist am 13. Juni 2017 in Lissabon verstorben. Er wurde 88 Jahre alt.

Seit den Neunzigern hatte er sich Alvito im Alentejo niedergelassen, er, der im Norden Portugals geboren und aufgewachsen war, und danach lange Jahre in Brasilien aktiv war und deshalb dort ab 1970 viele Jahre im Gefängnis unter dem Folter-Regime zubringen mußte, bevor er zunächst in Mocambique und dann wieder in Portugal lebte.

"Baía de Guanabara
Santa Cruz na fortaleza
Está preso Alípio de Freitas
Homem de grande firmeza"
                     ... heißt es im Lied von José Afonso

Alipio de Freitas war tatsächlich ein Mann von großer moralischer Festigkeit: es war bis zu seinem Lebensende aktiv für die Landbevölkerung, für die Rechtlosen und Vergessenen: Er baute in den 60ern in Brasilien für die Ärmsten Strukturen der Selbstorganisation auf, gab Unterricht an der Universität, mußte nach Mexiko ins Exil, kehrte nach einer Ausbildung in Cuba zurück, war schließlich in der PRT (Arbeiterpartei Brasiliens) aktiv. Und schon vor dem II. Vatikanischen Konzil hielt er seine Messen auf Portugiesisch statt auf Latein.

Die Ungerechtigkeit, fehlende Chancen und die Brutalität der Unterdrückung gingen ihm schon in seiner Zeit als Priester in den Armenvierteln gegen den Strich. So wendete sich der Priester immer mehr dem aktiven Kampf zu, als er merkte, daß Beten alleine nichts gegen die Ungerechtigkeit hilft. Er gründete die ligas camponeses (Landarbeiter-Ligas), nahm an Landbesetzungen teil, half beim Aufbau clandestiner Strukturen.

Von 1970 bis 1979 war er politischer Gefangener, gefoltert, verhört, gefoltert. Fast 10 Jahre lang. Er brachte aus dem Gefängnis seine Schrift "Resistir é preciso" also "Widerstand ist nötig" mit, daß in Portugal vor einem Jahr als Buch wieder aufgelegt worden ist. Daß er zu den wenigen Menschen gehört, die aus einer solch traumatischen Situation ungebrochen ins Leben draußen zurückfand und weiter aktiv blieb, mag seinem festen Glauben zu verdanken sein: Er konnte sich auf die Schritte konzentrieren, die nach vorne weisen, und strahlte bis zum Schluß einen ruhigen und ansteckenden Optimismus aus.

Nach 1980 arbeitete er als Journalist für das portugiesische Fernsehen RTP. In dieser Zeit war er unter anderem aktiver Mitgründer des Weltsozialforums in Porto Alegre, desssen Motto "Um outro mundo é possível" - "eine andere Welt ist möglich" auch immer sein persönliches Motto blieb. In Portugal war er in der AJA (Associacao José Afonso) aktiv, und ohne ihn gäbe es die Casa do Brasil in Lissabon nicht.
In den letzten Jahren verließ ihn sein Augenlicht, schließlich wurde er stockblind, blieb aber weiterhin aktiv.

Zu seinem Begräbnis am 14.06.2017 in Alvito war neben dem anderen bekannten Ex-Padre und Freund Francisco Fanhais die gesamte aktive Linke des unteren Alentejos da, und aus Lissabon alle wichtigen Leute seiner Partei BE (Bloco de Esquerda).

...
In Deutschland war Alípio de Freitas kaum bekannt - aber wir alle verlieren mit ihm ein wichtiges Vorbild an Zugewandheit und Engagement. Wir trauern mit allen seinen engen Freunden, und mit seiner Tochter, der brasilianischen Sängerin Luanda Cozetti.






Dienstag, 30. Mai 2017

Vor 65 Jahren:
"Weil sie leben wollte wie ein Mensch, wurde sie erschlagen wir ein Tier" - so schrieb Bertold Brecht über ähnliche Terrorakte:

Am 19. Mai 1952 wurde Catarina Eufémia bei Baleizao erschossen.
Die Landarbeiterin hatte sich mit anderen Tagelöhnerinnen frühmorgens versammelt, um ein paar mehr Cent Lohn zu fordern.
Es waren die Zeiten, wo die Arbeitszeit auf dem Feld von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ging. Dazu kam je noch der lange Weg zum Acker des Grundherrn und zurück. Zum Schlaf blieben im Sommer manchmal nur 4 Stunden. Die junge Mutter Catarina kam aus Selmes, heißt es.

Frauen wurden noch um einiges geringer entlohnt als Männer, und bei denen war die Bezahlung auch sehr knapp - keiner konnte etwas zur Seite legen für die Wintermonate oder  Krankheitstage.

Die GNR, die vom Verwalter des Monte do Olival gerufen wurde, schoß einfach in die Menge!

"Der Alentejo sah Catarinas Geburt und Baleizão sah sie sterben" ... Anfang der siebziger Jahre komponiert der Cantautor José Afonso für Catarina Eufémia das ergreifend melodische Lied Cantar Alentejano . Das Lied wird 1971 auch in seine LP "Cantigas de Maio" mit aufgenommen, zusammen mit dem berühmten Grandola Vila Morena.


Baleizao Ende der siebziger Jahre - Foto: Frieder Bauer


Baleizão, das Dorf im "vergessenen Alentejo" zwischen Beja und Serpa, widmete ihr 2015 ein Mural. Und im unteren Dorfteil gibt es auch ein sehr schöne Büste der jungen Frau auf dem zentralen Kreisel. Die Stelle, wo sie erschossen wurde, wurde nach der Nelken-Revolution als Gedenkort hergerichtet.
Dies Memorial steht für alle Toten der Kämpfe für gerechten Lohn der Landarbeit im Alentejo.


Freitag, 26. Mai 2017

Gazpacho português

... Caspacho ... Gazpacho ...

ist ein altes spanisches Wort. Zur Zeit Columbus' bezeichnete man damit eine einfache kalte Brotsuppe aus Knoblauch, Salz, Essig und Kräutern. Die arabische Küche verfeinert den gazpacho  mit Mandelsplittern
Im Sommer gibt es ihn auch im Alentejo, da wird er in den Restaurants gerne mit frisch gegrillten  Carapaus (einem Fisch ähnlich wie die Sardine) angeboten.

Und olha, pà: gazpacho war schon den Römern bekannt.
caspa hieß ein Brotstückchen im Volkslatein.

Und an so einem schönen, sommerlichen Tag wie heute bin ich schon beim Schnippeln:



♣ ♣ ♣

Gaspacho português / Vinagrada:

1 Gurke (pepino)
3 Tomaten (tomates)
1 kleine Zwiebel, fein geschnitten (cebola)
(bzw. auf Wunsch 2 Zehen Knoblauch, dentes de alho, gepresst)
½ bis 1 Paprika (Pimento)
1 l kaltes Wasser (água fria)
1 kl Glas Essig (Vinagre)
100g Bauern-Weißbrot vom Vortag (sopas de pao)
Oregano und Olivenöl (oregões e azeite)

Die Gemüse werden im Alentejo gewürfelt, also nicht püriert wie bei der spanischen Variante.
Der Gaspacho muß im Kühlschrank schön kalt werden.
Für das Kühlen sollten 3 Std einrerechnet werden
Man kann die Kühlung gut durch die Zugabe von Eiswürfeln beschleunigen. 
Das alte Weißbrot wird in dünne Scheiben, "sopas", geschnitten zu der Suppe gereicht, 
man legt sie unten in den Teller und füllt dann erst ein.


Wer so einen Gaspacho lieber opak möchte und dafür
enthäutete pürierte Tomaten hinzufügt, hat die Variante Tomatada gezaubert!

Bom aproveito!

Montag, 8. Mai 2017

Olivenöldegustation 

Eine Olivenölverkostung ist ein besonderes Erlebnis!


Über Salat oder über geschmortem Gemüse kennen wir es, Frischkäse genießen wir, in Olivenöl gebadet, vielleicht haben wir sein Aroma auch schon als Kontrast zu Orangen beim Dessert genossen, oder mit Pfeffer und Kräutern gewürzt als Dip zu Weißbrotscheiben.
Aber in unserem Alltag schmecken wir das Olivenöl fast nie pur und nackig.

Was ist eine Olivenölverkostung? Das Probieren von maximal fünf Sorten Öl, hintereinander. Sonst nichts. Konzentration. Schwenken, Riechen, im Gaumen wirken Lassen, Verkosten. Eine Degustation verläuft ähnlich wie beim Wein. Pur werden die Öle probiert, und vor allem ohne Weißbrot. Denn mit knusprigem Baguette schmeckt fast jedes Öl.

Bei mir lernen die Teilnehmenden, ihre Geschmacksnerven bewußt wahrzunehmen und ihrem Geschmack zu vertrauen. Meine Gäste bekommen zum Olivenöl Äpfelchen gereicht, kein Weißbrot. Als Erfrischung der Mundhöhle zwischen dem öligen Genuß sind Äpfel schlicht wunderbar!

Mein Ziel ist nicht eine Verkaufsveranstaltung.
Das Olivenöl kennenzulernen und sein Genuß stehen im Mittelpunkt.

Nebenher erzähle ich bei einer Degustation von der Geschichte des Oliven-Anbaus seit der Antike. Die unglaubliche Varietät der Sorten in der Anbauländern Italien, Griechenland, Spanien und Portugal wird vorgestellt, die Gefahren durch Fliege und Pilze. Ich gebe Hintergrundinformationen zur aktuellen EG-Gesetzgebung und referiere in diesem Zusammenhang über die unglaublichen Möglichkeiten, dies gesunde Naturprodukt zu fälschen, zu verschneiden und umzuetikettieren, Möglichkeiten, die es leider wegen der schwammigen Gesetzgebung und zu seltenen Kontrollen gibt. Fälschungen generieren einen hohen Profit, der sogar die Drogenmafia auf die Möglichkeiten der Oliven-Branche aufmerksam gemacht hat, wie es Tom Mueller recherchiert hat in seinem Buchklassiker: "Extra Vergine - die erhabene und skandalöse Welt des Olivenöls"  . Für aktuelle Informationen eignet sich auch gut der Blog des Journalisten und Krimiautors
 Tom Hillenbrand !


Kontakt für eine Degustationsveranstaltung mit mir, und für mehr Informationen:
mail (a) marmello.de  Ich gebe Ihnen gerne noch mehr Informationen!

Donnerstag, 20. April 2017

Antike Tipps für den Olivenanbau      

                                                              aus: de Agri Cultura
                                                              von Cato dem Älteren (234 - 149 v. Chr.)

"Es ist nützlich, wenn der Mann der Familie einen gut gebauten Hof hat, einen Olivenölkeller, einen Weinkeller und viele Fässer, so kann er in Ruhe die höchsten Preise abwarten. Das ist dann für die Kasse, den Wert und sein Ansehen gleichermaßen gut. Er muß gute Pressen haben, damit die Arbeit gut erledigt werden kann.

Sobald die Oliven gelesen sind, muß das Öl sofort gepresst werden, sonst verderben sie. Denke daran, daß immer wieder große Unwetter kommen können, die die Oliven abwerfen: Wenn Du sie schnell sammelst und die Pressen bereit stehen, wird der Sturm Dir keinen Schaden zufügen, und das Olivenöl wird grüner und besser werden.
(...)
Für die Entscheidung, auf welchen Böden Ackerbau ratsam ist, ist folgendes zu beachten: Ein Boden, der fett, fruchtbar und ohne Bäume ist, sollte ein Getreideacker werden. Wenn der gleiche Boden jedoch dem Nebel ausgesetzt ist, baut man auf ihm besser Rüben, Rettich, Hirse und Kolbenhirse an. Auf schwerem und warmem Boden gedeihen die Oliven zum Einlegen, die Stab-Olive, die Sallentinische, die Hodenolive, die Sergianische, die Colmianische und die wachsweiße: Pflanze vor allem diejenige dieser Sorten  an, von welcher man sagt, sie gedeihe in dieser Gegend am besten,. Setze diese Oliven im Abstand von je 25 oder 30 Fuß. Zur Anlage eines Olivenhains eignet sich am besten ein Acker, der dem Westwind und der Sonne ausgesetzt ist; kein anderer wird so gut sein! Ist der Boden hingegen kälter und magerer, dann muß die Licianische Olive dort angepflanzt werden: wenn Du aber diese Sorte in fetten und warmen Boden pflanzst, dann taugt das Öl nichts, der Baum trägt sich tot und das Moos wird zu lästig.  (...)."

🌈 
Danke, alter Römer!

Mittwoch, 15. Februar 2017

Feira do Queijo, die Käsemesse in Serpa

Nächste Woche ist es endlich wieder soweit!
Die Feira do Queijo in Serpa öffnet ab Freitag, den 24.2.17 für das Wochenende bis zu Sonntag Nacht ihre Pforten:

Ich fahre seit Jahren immer wieder gerne dort hin: Ladet Euch das Programm runter und plant einen Besuch zu den Zeiten ein, zu denen die Grupos Corais angekündigt sind! Den gelebten Eindruck der Protagonisten dieser uralten Chortradition hat man selten so nah und fast ursprünglich wie auf dieser bezaubernden Messe. Denn hier ziehen sie als desfile durch die Hallen, und so sollte es sein: man kann die Chor-Gruppen erleben, wie sie Arm-in-Arm beim Gehen singen, nicht festgepflanzt auf einem Podium!




Davor und danach sollten die Spezialitäten einiger DOP-Käsereien aus dem Conselho Serpa probiert werden. Für Kinder sind Schafe zum Streicheln da, und es gibt auch ein kleines Animationsprogramm. Außer den zahlreichen Ständen mit Serpa-Käse gibt es auch einiges an Kunsthandwerk und beispielsweise die köstlichen Brotaufstriche der Marmeladenmanufaktur in Vila Nova S Bento:

"Doces Candeias - Vila Maria", 2008 gegründet, hat neben vielen anderen Leckereien im 250g-Glas das famose "Doce de Bolota" im Programm, es wird aus den gemahlenen Früchten der Süd-Eiche zubereitet, die Eichelmasse wird gesüßt und mit einem Hauch von Kokos abgerundet: Hier lebt eins der vormaligen Grundnahrungsmittel der Gegend in neuem Gewand wieder auf: die Eichel.