Freitag, 14. Januar 2022

Ölbäume im Alentejo


Olivenbäume haben harte Zeiten vor sich. Sie dürfen nicht mehr alt werden. Sie werden in einem Anstand von 50cm als Spalierhecken gezogen, dauerbewässert, mit Dünger gepampert, besprüht und die Erde unter ihren Stämmchen wird ab Pflanztermin mit Glyphosat unkrautfrei gehalten. Nach 12 bis 15 Jahren ist das Bäumchen verbraucht und wird ersetzt.

Und die Flächen mit diesem Anbau wachsen. Nicht nur ehemalige Weizenäcker oder Sonnenblumenfelder werden umgewandelt, jedes Jahr sehe ich auf älteren Ölbergen Traktoren, die das Feld von seinen alten Ölbäumen 'befreien': mancher Traktoristen fährt so oft mit Verve gegen einen Baum, bis der endlich fällt, als wäre der Baum der leibhaftig Böse. Dann kommt der nächste dran. Und danach kommen die Jungs mit den Motorsägen.

Wer will heutzutage so eine Landwirtschaft, die mit ihrer brutalen Vernachlässigung aller Standarts für Nachhaltigkeit so gefährlich ist für die Klimaziele? 



















Montag, 17. Februar 2020

Base Aerea de Beja - deutsch-portugiesische Militärverträge


Foto: Bejatreff  Blog

Die deutsche Luftwaffenbasis nahe der Stadt Beja war zunächst ein Traum von Franz-Josef Strauss. Strauss wollte ursprünglich einen deutschen Militär-Stützpunkt in Spanien haben, die Pläne dafür waren auch schon kurz vor ihrer Verwirklichung, als ein Artikel der New York Times dies Projekt  zum Titelthema machte - die unwillkürlichen Assoziationen an die noch nicht lange zurückliegende Waffenfreundschaft der faschistischen Regime in Spanien und Deuschland und die Erinnerungen an die Bomben der Legion Condor machten dies Projekt unmöglich..

Warum überhaupt eine Basis auf der Iberischen Halbinsel? Die fixe Idee dahinter war einfach: Die Russen kommen. Sie bleiben nicht am "eisernen Vorhang" stehen, sondern besetzen das freie Westdeutschland. Und die Westdeutschen müssen dann von weit außerhalb der Reichweite der sowjetischen Raketen, damals 2000 km, die Wiedereroberung organisieren. Das klingt für den heutigen Blick irgendwie unglaublich, aber - damals wurde noch nicht so kurzfristig gedacht wie heute, da gab es noch echte Jahrhundersvisionen!

Schon bald bot sich diesem Plan eine Alternative zu Spanien: Das Salazar-Regime brauchte deutsche Militärhilfe für die Kriege in Afrika und war, anders als Franco-Spanien, als Partner anerkannt; Portugal war ja sogar Gründungs-mitglied der NATO. Hier gab es von den Alliierten kaum Gegenwind für die deutschen Pläne zu befürchten.

Und die Pläne waren gigantisch: Eine riesige Landebahn und Kasernen für mehrere Tausend Mann, Kasino, Wohnungen, ein neues Stadtviertel, zwei Kirchen, für jede Religion eine, Kindergärten, Schulen, ein Wäldchen (Deutsche brauchen Wald!), ein Fahrradweg (den ersten Portugals).
Parallele Planungen wurden für Häfen getroffen, und weitere Stützpunkte, für die gemeinsame deutsch-portugiesische Verträge ausgehandelt wurden.

Die Kulturschocks waren auf beiden Seiten immens: Hier eine bäuerliche Gesellschaft, deren Märkte Anfang der 60er noch ohne Kühlschränke auskamen, dort Frauen, die rauchen und auch in Kneipen gehen wollten. Es gab immense gegenseitige Vorbehalte, aber auch wechselseitiges Lernen, Beja wurde zur "Großstadt" (Paulo Barriga) - und die Deutschen lernten saudade. In den Siebzigern ging dieser besondere "Kulturaustausch" ohne Pause weiter, die größten NATO-Kritiker waren im Alentejo Bürgermeister geworden, aber sie ließen die Basis Beja bei ihrer Agitation außen vor, das waren schließlich keine Amis, nur Deutsche. Und sie brachten Arbeitsplätze.

Mit den fiktiven Figuren eines sehr eingebildeten blonden deutschen Leutnands und eines sehr naiven Dorfmädchens im Plot gibt es sogar einen Kriminalroman über jene Jahre im Alentejo: Clara Pinto Correia hat 1985 Adeus, princesa ("Auf Wiedersehen, Prinzessin") geschrieben.


Den "Bairro Alemao", das deutsche Viertel, kann man in Beja besichtigen. Es war nicht die ursprüngliche riesige Siedlung realisiert worden, aber eine kleinere Fassung des Projekts. Moderner Wohnungsbau mit vielen Freiflächen. Das Clubhaus steht noch. Auch das Wäldchen steht, und den Fahrradweg gibt es auch noch.
Und die 5000 m lange Landebahn taugt als einzige in Portugal auch für den großen Airbus!!

Bairro Alemao: WC-Damen - 2019


Die Deutsche Luftwaffe hat 1994, vor 25 Jahren, die Basis und Beja verlassen und nur den Horst in Incirlik/Türkei behalten. Ein Teil der Anlage gehört dem portugiesischen Militär, ein Teil sollte zivil genutzt werden. Seitdem träumt Beja von einem eigenen Flughafen. Und im Jahr 2018 starteten hier auch einige Billigflieger, die bei den sommerlichen Engpässen in Lissabon dort keine Starterlaubnis hatten. Aber der Alentejo ist für Lissabon weiter weg as die Rückseite des Mondes. Lieber wird am Stadtrand von Lissabon ein ganz neuer Flughafen mit allen umweltpolitischen Nachteilen gebaut, als dass die Nutzung einer längst vorhandenen Infrasttruktur bei Beja eine Chance bekäme.

Eventuell werden bald auch Arbeiten zur Renovierung einiger der Wohnungen im Bairro ausgeschrieben, denn die Fliegerausbildung der Portugiesischen Luftwaffe plant in Beja die Ausweisung von Wohnraum für die Flugschülern Ausbilder unf ihrer Familien. (Siehe: Diário do Alentejo, 26.04.2019)

Auch die ehemaligen Bundeswehr-Flieger, die Techniker und ihre Familien treffen sich weiter regelmäßig: Sie nennen sich "Bejaner" (im Gegensatz zu "Bejenser", wie die Einwohner von Beja korrekt heißen). In der Kaserne Köln-Wahn fand im September 2020 wieder das Bejatreff statt, ein Sardinen-Fest zur Erinnerung an die Zeit in Beja, mit 200 (!) Teilnehmerinnen und Teilnehmern und mit Rotwein, um die Sehnsucht zu begießen - para tapar a saudade, würden Portugiesen dazu sagen. Und das nächste wird für den 10.September 2020 vorbereitet  ... die Uhr läuft schon.

c Bejablog -  Foto von 1982

Donnerstag, 23. August 2018

OLA Der Blick auf die Sterne am Lago Alqueva

Dieser Abendhimmel verspricht keine gute Sichtbarkeit


Bei Monsaraz gibt es seit wenigen Jahren das der Astronomie gewidmete Observatorium OLA "Observatório Lago Alqueva"

Das Gelände liegt unterhalb von Monsaraz am Hang an der kleinen Straße zum Stausee, die zuvor auch am Steinkreis von Xarez vorbei führt. Inzwischen ist fast alles fertig, was noch vor anderthalb Jahren wie eine Baustelle aussah. Die Sternguckerprogramme gibt es sogar schon drei Jahre! Und jedes Jahr kommen neue Initiativen dazu, die den Besuch jedesmal neu und spannend gestalten. Nuno Santos, der verantwortliche Astronom, und seine Kollegen können gut erklären!!


Hinter weißem Beton verstecken sich das Entree, ein schöner Vortragssaal, Möglichkeiten für Cafébewirtung, Toiletten, Ausstellungen von - beispielsweise - urban-scetching-Abenden. Und im Obergeschoß werden Kometen gesucht.




An der Decke sind die Kabel so verlegt, wie die Spur von Gravitationswellen von Computern aufgezeichnet und visualisiert wird (s. Foto rechts).

Die meisten Kurse sind dann open-air. Das Gelände ist weitläufig und verschiedene Plattformen laden ein, die Telescope dort aufzustellen, und z.B. das Fotografieren nächtlicher Himmel zu üben.

Observatorium OLA: Analemma
Zwischen dem Tor an der Straße und dem Hauptgebäude findet sich sogleich ein "Analemma", das den Sonenlauf mittels Steinsetzungen nachvollziehbar macht und den Bogen zu den Cromleques und Steinkreisen in der Nähe herstellt. Megalithische Großbauten waren immer auf Himmelserscheinungen hin ausgerichtet. Duch willkürliche Interpretationen der ersten Finder ist das nicht immer einfach nachvollziehbar: der Cromeleque de Xadres, der bis zum Fluten der Stausees weiter südlich von Monsaraz stand, wurde von seinem Entdecker wege der Lage der Steine als Quadrat interpretiert. Da Wissenschaftsgeschichte auch zur Wissenschaft gehört, wurde er nach seinem "Umzug ins Trockene" wieder bewußt auf diese Weise*) aufgestellt.


Respekt vor dem Nachtlicht. Alle Wege und Stufen sind mit Rotlicht dezent beleuchtet. Das Auge braucht 30 Minuten, um sich von hellem Licht auf den Nachthimmel umzustellen. Rotes Licht stört viel weniger.

Marmello empfiehlt eine umschaltbare Stirnlampe zu kaufen, die auch das blendfreie Rotlicht hat: so kann immer wieder fast problemlos auf die Sternkarte geguckt werden, und auch in unwegsamem Gelände ist eine rote Taschenlampe hilfreich - Soldaten haben es, weil das Rotlicht nicht so weit sichtbar ist...


*) Cervantes soll einmal gesagt haben: "wenn Du einen Fehler machst und es merkst, dann bleibe bei deinem Fehler" - das ist ein wirklich gutes Motto in dieser verbesserungswütigen Welt.







Montag, 23. April 2018

89 Jahre "Borda de Agua"


Dieser portugiesische Almanach, der seit fast 90 Jahren jährlich erscheint, ist ein wahres Kompendium des wirklich notwendigen Wissens im Alltag. Von den zum Monat passenden Edelsteinen über Kurz-Horoskope bis zu den tatsächlichen Planetenkonstellationen hat Borda de Agua alles in übersichtlicher Form, dazu bewährte Wetterregeln und Bauernweisheiten, und die Mondphasen.

Es sage keine, sie brauche die Mondphasen nicht! Beispielsweise für die Planung eines Besuchs in einem Observatorium, da stört der helle Vollmond sehr, ein abnehmender Mond und der Neumond hingegen sind gute Termine für die nächtliche Sternbeobachtung. Wirtinnen sind auch froh, wenn sie sich rechtzeitig mit der Bevorratung mit Alkoholika auf eine Vollmondnacht einstellen können.


Astrologie und Astronomie sind in diesem Almanach aufs Schönste vereint. Johannes Kepler hätte seine klammheimliche Freude daran!

Aber es sind auch die Zeiten von Ebbe und Flut eingetragen, und die kann man ja nun wirklich brauchen, oder? Im Sommer, am Meer ... wie weit auf den Strand kann ich das Zelt stellen? Ist Euch noch nie das Handtuch und mehr von einer unerwartet höheren Welle bei Flut geklaut worden?

Sämtliche Tage des Jahres sind im Almanach mit ihrem katholischen Heiligennamen gelistet, dazu kommt ihre Benennung z.B. als Europäischer Tag der Logopädie (06.03.) oder des Fahrrads (03.06.) oder als internationaler Tag des Lächelns am 28.4. und Weltnichtrauchertag (31.05.).  Geburtstage wie der von Gustave Flaubert 12.12. (1821)  mit dem Kommentar "leia a Madame Bovary" ("Lest Madame Bovary!") oder der Todestag von Calouste Gulbenkian 20.06.(1955) finden ebenso Erwähnung wie die lokalen städtischen Feiertage in Portugal. Und die Hinweise auf Wochenmärkte machen die Sache für den Alltag noch praktischer.

Nehmen wir den 26.04., da heißt es: Tag des Hl. Pedro de Rates (ein portugiesischen Bischof, der wahrscheinlich um 800 lebte, der Legende nach aber schon 40-60 n.Chr. zusammen mit Santiago, dem berühmten Heiligen Jakob, nach Portugal kam) * Internationaler Tag der Erinnerung an das Unglück in Tschernobl * Städtischer Feiertag in Belmonte.  Bleiben noch Fragen offen? Nein.

Nie mehr wird der geneigte Leser, die Leserin orientierungslos durch das Jahr stolpern müssen. Kirche, Planeten, Europa und die Welt geben Halt.

Und dann, Leute, gibt es noch die praktischen monatlichen Hinweise für den Land- und Gartenbau: Wer das famose "Brave Old World" des aktiven Nichtstuers Tom Hodgkinson gelesen hat, erfreut sich an diesen Tipps und weiß sie zu schätzen. Monatstipps für den Ackerbau sind seit Cato fester Bestandteil der europäischen Kalender-Literaturen. Hier wird die Tradition ganz unprätentiös lebendig gehalten.

So viel Information in alten Lettern auf wenigen Seiten, die man nach dem Kauf noch selber aufschneiden muß. Wunderbar! Nur schade, daß Borda de Agua bis auf ein kleines Jupiter-Foto auf der Rückseite nicht farbig ist und keine Bilder hat.

#Marmello-Reisen wünscht dem tapferen Minerva-Team herzlich weitere 911 Jahre Bestehen!





Montag, 26. Februar 2018

A Feira do Queijo - die Käse-Messe in Serpa

Ovelha alentejana - alentejanisches Schaf

Käsemesse in Serpa




Dies Jahr konnte ich zum ersten Mal nicht direkt dabei sein: bei der kleinen + feinen Käsemesse in Serpa, die gerade an diesem Wochenende vom 23.02. bis 25.02.2018 stattfindet (Programm)

Fast jedes der alentejanischen Städtchen und Dörfer hat mittlerweile zusätzlich zum traditionellen Fest des Stadtheiligen und zur Kirchweih eine thematische Feira, "Feira de Cogumelo", do "Peixe do Rio", da Caça, da Castanha (Pilz-, Flußfisch-, Jagd und Kastanien-Messe); das muss eine von Europa geförderte Veranstaltungsform sein, die im Alentejo sehr grassiert, die aber auch immer wieder neue Einblicke ins Landleben und neue Kontakte ermöglicht.

An der Käsemesse zu Serpa ist alles gut gelungen, sie hat die richtige Größe, sie hat kein absurdes Thema, sondern sie gruppiert die Veranstaltungen um den speziellen DOP-Serpa-Schafskäse herum, dessen Qualität und Besonderheit tatsächlich nicht genug gefördert und bekannt gemacht werden kann! Und die Feira do Queijo hat ein bemerkenswertes Kulturprogramm auch mit Initiativen für Kinder. Und dann beteiligen sich zahlreiche alentejanische Chorgruppen mit ihrem von der UNESCO als immateriellem Kulturerbe klassifizierten A-Capella-Gesang, sodass auch des Kennenlernen dieser verschiedenen Grupos Corais ein guter Grund zum Besuch dieser Messe ist!.

Doch zurück zum Käse: Queijo de Serpa DOP ist ein reiner Schafsmilchkäse. Die Milch wird weder mit echtem Lab, noch mit industriell gefertigtem Ersatzlab zum Gerinnen gebracht, sondern mit einem Absud von Cardo. Das ist eine Artischockenverwandte, die ich als Laie eher als lila Distel bezeichnen würde. Sie blüht im Juni/Juli, die violetten Blütenblätter werden gesammelt und getrocknet, eine daraus gebrühte „infusão“ muss wie die Milch 27° bis 32° C warm sein, manche sprechen auch von bis zu 34° haben, dann wird sie der ebenso warmen Milch zugegeben, und es beginnt der Gerinnungsprozess, ohne den nie einen Käse geben würde.



Auf der Messe dürfen auch die "Kleinen" mitarbeiten
Es gibt diese spezielle Tradition der Käsezubereitung seit mindestens 2500 Jahren. Die Römer beschrieben beide Formen der Käseherstellung, die mit Cardo und die mit Lab, einem Enzym aus dem Magen jüngster Kälber, es genügt, den getockneten kleinen Magen - wie ein Lederbeutelchen - ein paar Minuten in die erwärmte Milch zu tauchen, und die Gerinnung setzt ein, das ledrige Teil kann danach trocknen und wieder verwendet werden. Es heißt, dass die nach der Zerstörung des Tempels sich über das römische Reich zerstreuten antiken Juden die Technik mit Cardo nach Iberien mitbrachten, da Speisegesetze es ihnen verboten, Milch und Fleisch zu mischen*).
In der mittelportugiesischen Bergregion Serra de Estrela gibt es auch diese Sorte Käse und auch in der Estremadura (in Aracena), in Las Hurdes (wer erinnert sich noch an den Film von Buñuel?), in Cáceres der Käse 'Casar de Cáceres', und auf Gran Canária "Flor de Guia". Vielleicht stimmt der Hinweis mit der 'jüdischen Herkunft' des Rezepts, denn alle diese Regionen sind sehr abgelegen, dort hätte sich eine von der Norm abweichende Käseherstellung, die Rückschlüsse auf den nicht korrekten katholischen Glauben erlaubt, unentdeckt halten können. Mit den spanischen Suchworten queso, cardo und cuajo (Gerinnung) kann man sich jedenfalls vor der nächsten Spanienfahrt auf die Suche machen, wenn man es nicht bis nach Serpa in den Alentejo schafft.

Mit 'unserer' Karden-Distel hat der Cardo außer seiner Namensähnlichkeit nicht so viel zu tun, die blüht zwar auch blaulila, aber hinterlässt längliche Kolben mit Widerhaken-Haaren, die zum Kämmen und Aufrauhen von feiner Wolle verwendet wurde. Je nach Wetter, Jahr und Gegend wechselt die Qualität der  Cardo-Blüten, für 100 l Milch werden 30 g bis 50 g Cardo benötigt. Kosteten die Blütenblätter im Jahr 2008 noch 25 €, so sind heute mindestens 50 € pro Kilo zu zahlen.

Guckt beim Kauf von Käse in Portugal auf die Inhaltsstoffe: da darf nur leite cru (Rohmilch), sal e cardo stehen, dann habt Ihr genau diesen echt vegetarischen Käse ohne jede "Chemie". Das Gerinnungsmittel Cardo gibt dem Käse einen feinen bitteren Geschmack, selbst bei sehr jungen Käsesorten. Die älteren Sorten sind innen wie buttrig ("amanteigado"). Man kann so einen handgroßen Käselaib oben aufschneiden, die Schale wie einen Deckel abnehmen und dann den Käse löffeln, wenn er noch geschmeidig ist.

Vila Nova Sao Bento, Serpa 2017
Ceifeiras de Pias, Serpa 2017


*) siehe: "Quesos de flor de cardo en la Península Ibérica" by Janet, published auf: www.thefoodiestories.com 15/07/2016 London. Hier wird verwiesen auf: Heft 2 (2002) der Zeitschrift Gastronomica, the Journal of Food and Culture (California Press)

Weitere Informationen - auf portugiesisch - gibt's im Buch "Queijo Serpa - um Património a Preservar" von Carlos Manuel Varela Bettencourt, Cristina Maria dos Santos Conceicao Pinheiro et. alt., Edicao: Rota do Guadiana, Dez 2008

Samstag, 17. Februar 2018

as monoculturas

Ein neues, fundamentales Problem im Baixo Alentejo sind die riesigen Monokulturen.
Der Bloco da Esquerda (BE) macht sie in einem ersten Kongress auf Distriktsebene heute, am 18.02.2018 zum Thema: as monoculturas

Zu diesem Thema gibt es eine excellente Audio-Reportage, sowie zur Kehrseite der Monokulturen, der modernen Sklaverei im 21. Jahrhundert, eine Sendung im "Jornal da Tarde" (RTP). Und auch auf SIC gab es auch eine Reportage über die illegalen Landarbeiter auf den großen Plantagen.

Es werden teilnehmen: Cláudio Torres, der engagierte Archäologe der "Vila Museu" Mértola*), Maria Manuel Rolo und auch Catarina Martins, Vorsitzende des BE

Was hat das mit uns, den Konsumenten in Mitteleuropa zu tun?
Hier wird ein bestehender Olival mit schönen ca 50jährigen Bäumen gerodet, um Platz zu machen für die modernste Variante: das Anpflanzen von maschinell erntbaren Oliven-büschen in 50 cm-Abstand
Wir sehen die schönen grünen Plantagen und denken, oh der Alentejo sieht ja gar nicht mehr so verbrannt aus - tatsächlich sind die Weizenfelder fast verschwunden und mit ihnen die Ödnis der abgeernteten Stoppelfelder, die von Juli bis zum Pflügen im November die planície dourada, die goldene Ebene, prägten. Jetzt ist die Ebene grün - olivgrün. Ah das sind ja Bäume, denkt mer beim ersten Hinschauen, und Bäume, das ist gut, erst später fällt auf, es sind nur Bäume, alles die gleiche Sorte, und neuerdings auch viele nur in Spalier-busch-Größe. Zwischen den Reihen wächst - nichts! auch nciht nach einem Regentag, der sonst das Land zartfrün schimmern ließ. Was wir manchmal noch finden, ist glyphosat-resistentes Kraut. Und auch die Vögel verschwinden. Schon beschweren sich die Jäger (!).

Sie werden in 50 cm Abstand gepflanzt
Neue Plantagen mit Olivenbüschen, im 2. Jahr

Wer hingegen gutes Olivenöl will, muß auch als Konsument gegen die Dumpingpreise durch Ausbeutung kämpfen. Es sind dieselben Firmen, die großzügig mit Pesticiden und Glyphosat sprühen, und knauserig sind mit der Bezahlung der Erntearbeiter. Diese neuen Hyper-Latifundien umfassen oft mehr als 20 der ehemals schon großen Landbesitztümer. Dort entstehen unkontrollierte hybride Welten, die nichts mehr zu tun haben mit den Dörfern und Städtchen ringsum.

Es ist für kleinere Bio-Betriebe ein ungeheuer zeitraubender Aufwand, die Zertifizierer während des Erntestresses im Werk alles durchstöbern zu lassen, es sind genaue Prüfungen. Und ich habe mich deshalb immer gefragt, wie es die größeren Firmen hinbekommen, ihren Anbau als "bio" stempeln zu lassen, wenn sie doch augenscheinlich immer sprühen und düngen. Die wirklich Großen freilich können sich eine Abteilung leisten, die in der Lage ist, die nötige komplette parallele Legende für den Nachweis biologischer Landwirtschaft zusammenzustellen mit den "richtigen" Daten und Mengen des Ausbringens der erlaubten Substanzen.

Uralter Ölbaum - Oliveira centenal: So alt dürfen die "Jungen" nie mehr werden...

*) Cláudio Torres hat zum Entsetzen fast der gesamten Intelligenzia des Baixo Alentejo verhindert, daß ein riesiger Hotelkomplex auf dem der Stadt Mértola gegenüberliegenden Guadiana-Ufer gebaut wird. Sein Argument: solcher Tourismus hat mit Mértola und seinen Einwohnern nichts mehr zu tun, er macht mehr Umsatz, aber davon bleibt nichts im Ort hängen, der zu einem Freiluftzoo für die besucher wird - im Gegensatz zu jetzt, wo es nicht für alles Schilder gibt, wo die Besucher einzeln kommen und keine "Heuschrecken" sein können, und sowohl beim Spazierengehen wie beim Übernachten (kleine Pensionen und airbnb) mit den Einheimischen direkt in Kontakt kommen.




Samstag, 30. Dezember 2017

Castelo de Beja


Jedes der Städtchen und Dörfer des Alentejo hat im Cante Alentejano eine Hymne. Die von Beja bezieht sich auf seine Burg (Castelo) und den Bergfried (Lidador) dieser Burg, der wirklich einen wunderbar weiten Rundblick bis Vidigueira, Moura und Serpa erlaubt.


O meu coração                Mein Herz, oh
Anda adivinhando           es klopft und fürchtet
Que há-de morrer cedo    ich müßte früh sterben
Que há-de morrer cedo    und wüßte nicht wann.
Mas não sabe quando


Castelo de Beja                 Du Burg von Beja
Subindo lá vai                   ragst stolz hinauf
Tu metes inveja                 Du machst die Adler
Castelo de Beja                 da oben neidisch
Às águias reais


Às águias reais                Die Königsadler
Tu metes inveja               die machst Du neidisch
Subindo lá vai                  ragst stolz hinauf
Subindo lá vai               
Du, Burg von Beja
Castelo de Beja   

Se eu tivesse amores   Wenn ich Frauen hätt'   Que me têm dado        ein ganzes Haus tät ich,
Enchia uma casa        
bis hinauf zum Dach,
Enchia uma casa         füllen mit Kindern
Até ao telhado
           

Castelo de Beja
Subindo lá vai
Tu metes inveja
Castelo de Beja
Às águias reais
Às águias reais
Tu metes inveja
Subindo lá vai
Subindo lá vai

Castelo de Beja
Porta do Castelo -Eingangstor

Eu hei de ir, hei de ir.      Jetzt muß ich gehn

Eu hei de ir andando.      fort muß ich ziehen
Tu hás de ficar,                Und Du mußt bleiben
Tu hás de ficar,                und weinst zuhaus'
Em casa chorando.

Castelo de Beja,
Subindo lá vais.
Tu metes inveja,
Castelo de Beja,
Às Águias reais.

Às Águias reais,
Tu metes inveja.
Subindo lá vais,
Subindo lá vais,

Castelo de Beja.



Minha terra é Beja,           Meine Heimal ist Beja
Não posso negar.              so einfach ist das
Todos me conhecem,        und alle kennen mich
Todos me conhecem,        durch meinen Gesang                       
Pelo meu cantar.                          
                                                            
....an jedem Stein
Steinmetz-Zeichen...
Eine Besonderheit im Lidador von Beja sind seine Steinmetz-Zeichen:An jedem Stein hat der Handwerker, der ihn behauen hat, seine jeweilige Signatur hinterlassen, Besonders  in den Innenräumen und in der Wendeltreppe bei schräg stehendem Licht kann man diese Zeichen sehen und ertasten.


Neben seiner Eigenschaft, der höchste Burgturm Portugals zu sein, prägen den Lidador de Beja seine klassische Eleganz und seine besondere Masse: er hat 44m Höhe und 44m Umfang. Dieser elegante Turm macht tatsächlich den Königsadler neidisch, wie es im Lied heißt.


 #bejamerece+ #fritzis.marmello.reisen

Mit Marmello-Reisen steigen sie zu seiner höchsten Brustwehr, und vielleicht gibt es auch einen nächtlichen Besuch?


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