Samstag, 11. November 2017

Bolotas - Eicheln





Bolotas: Eicheln schmecken fast so gut wie Maroni!


Wer jetzt im Oktober und November im Alentejo unterwegs ist, braucht nicht viel an Picknick mitzunehmen. Wir laufen durch die 'Montados', die hiesigen Eichenmischwälder, und müssen uns hin und wieder bücken, klauben uns ein paar glatte Eicheln oder vier oder fünf auf, beissen die Spitze ab um zu kosten, ob die Eichel zu bitter ist (eine solche läßt man liegen) und knabbern die milderen, nachdem wir sie geschält haben, wie eine "Nuß".
Gestern hab ich mit den Kindern Eicheln gesammelt und gegessen, nun, also jaja, die Kinder haben mehr gesammelt, und ich mehr gegessen ...

Wem die Bitterstoffe auch bei den milden hiesigen Sorten zu stark sind, der schäle die Eicheln und wässere sie wie Stockfisch in immer wieder frisch gewechseltem Wasser, bis das Wasser klar bleibt: danach kann die Nuß statt Kartoffeln mit in den Eintopf, oder sie wird getrocknet, um Eichelmehl daraus zu gewinnen. Im Museum von Barrancos habe ich eine alte Eichelmühle gesehen.



Man kann also durchaus mehr daraus machen, als den Erzählungen der deutschen Großmütter aus dem letzten Weltkrieg zu entnehmen ist, als Eicheln geröstet wurden, um einen Ersatzkaffee daraus zuzubereiten.

Gerüchte und Vorurteile sagen, Eicheln seien giftig. Nun, bei sehr gierigem Verzehr von hunderten Eicheln mag die Wirkung nicht so gesund sein. Aber gerade die Bitterstoffe halten uns ja vom übermäßigen Verzehr ab!
Die Eiche ist eben ein "heiliger Baum" aus uralten Zeiten, nicht weil die germanische Flagge auf ihm wächst, sondern, weil er Laub gibt als Matratzenfüllung, Holz zum Hüttenbau und eben die Eicheln als glutenfreies Nahrungsmittel mit pflanzlichen Proteinen.

Heute werden Eicheln gern indirekt, durch den Magen des hiesigen schwarzen Schweinchens gegessen: das Schwarze Schwein, Porco Preto, eine kleine dunkelgraue Schweinerasse aus dem Alentejo und der Estremadura Spaniens, wird zur Mast in lichte Steineichenwälder (Montados) getrieben. Montados gibt es nur noch in den Hügeln am Ende der Welt, auf der linken Seite des Guadiana, der Margem Esquerda, dort, wo das Land zu steil und zu unfruchtbar ist für den modernen intensiven Anbau.

Die kleine feine Marmeladenfabrik "Doces Candeias" in Vila Nova São Bento hat aus diesem uralten Nahrungsmittel einen wunderbaren modernen Brotaufstrich entwickelt: "Doce de Bolota", aus Eichelmehl köstlich verfeinert mit ein bißchen Kokos und einem Hauch Schokolade.



Reisen mit Marmello führen durch die Landschaft der Montados des Baixo Alentejo und wir besuchen gern auch diese Marmeladenmanufaktur!



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PS.: Wer Interesse an Eichelmehl und neuen wie alten Produkten aus Eicheln hat, kann sich an einen Bio-Hof im Landkreis Montemor-o-Novo (Mittlerer Alentejo) wenden, dessen hier abgebildete Paté de Bolota ist köstlich: herdadedofreixodomeio.com






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